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Sanfter Wellengang in Spanien

Eine spanische Bank veredelt die Fassade ihres Hauptquartiers mit einer Wellenstruktur, die den benachbarten Fluss widerspiegelt. In Berlin belebt die federleichte Bambusrohr-Optik eines Wohnhauses den ehemaligen Mauerstreifen. Architekten und Planer können mit RECKLI-Standardmatrizen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Die elastischen Formen sind vielseitig einsetzbar und eine wirtschaftliche Lösung bei der Formung von Sichtbeton.

Am Ufer des Rio Guadiana erhebt sich seit 2011 der eindrucksvolle Neubau der Caja de Badajoz über die gleichnamige spanische Kleinstadt. Bei der Fahrt über die Puente Real Brücke fällt sofort der 16-stöckige Glaskasten ins Auge, in dem die Verwaltungsräume der Bank untergebracht sind. Erst nach und nach rückt der untere Teil des Gebäudes ins Blickfeld: Der Bürokomplex thront auf einem keilförmigen Unterbau, der sich vom Ufer des Flusses landeinwärts zu schieben scheint. Die horizontale Konstruktion beherbergt neben der Lobby ein Auditorium, Ausstellungsräume und eine Bar.

Ausgedehnte Fensterflächen an den Längsseiten sorgen für großzügigen Lichteinfall. Die Architekten des spanischen Büros Estudio Lamela entschieden sich zudem für eine rillenfömige Betonstruktur, die dem Bau eine optische Leichtigkeit verleiht. Dafür kam die RECKLI-Standardmatrize ›Friesland‹ zum Einsatz, die in diesem Fall vertikal ausgerichtet wurde. Während die Sonne wandert, entstehen interessante Lichtspiele auf der Fassade des Gebäudes, das ein architektonisches Wahrzeichen der spanischen Provinz geworden ist.

›Friesland‹ ist nur eines von mehr als 250 Motiven, die RECKLI im Bereich der Standardmatrizen anbietet. Neben Rippen- und Wellenprofilen reichen die Strukturen von Fantasiemotiven über Holz-, Stein- und Felsstrukturen bis hin zu Motiven, die Mauerwerk und Putz nachempfunden sind. Auch spezielle Brucheffekte können mit RECKLI-Matrizen originalgetreu abgebildet werden. Selbst Antirutsch-Strukturen sind möglich.

Dass die Möglichkeiten so vielseitig sind, hat zwei Gründe: Erstens kann von nahezu jeder Struktur ein Modell gefertigt werden. Für die Strukturen aus der Natur werden einfach Abdrücke von Felsen oder Steinen genommen. Andere Strukturen werden mithilfe einer CNC-Fräse maschinell erstellt. Für ein Fantasiemotiv wird das Positiv zum Beispiel aus Gips gefertigt. Zweitens sind die Matrizen so elastisch, dass selbst feinste Strukturen absolut bruchfrei entschalt werden können. Die biegsamen Matrizen sind so robust, dass sie immer wieder verwendet werden können. RECKLI verspricht je nach Matrize bei der richtigen Pflege bis zu 100 Einsätze, manche Werke produzieren sogar deutlich mehr Betonteile mit den Formen.

Welche filigranen Strukturen im Sichtbeton möglich sind, zeigt das Projekt Schönholzer Straße in Berlin. Im ehemaligen Mauerstreifen entstand 2008 ein Mehrfamilienhaus mit 11 Wohneinheiten. Es füllt eine Lücke in der Schneise, die die Berliner Mauer 1961 zwischen den Berliner Bezirken Mitte und Wedding geschlagen hatte. Das Berliner Büro Zanderroth Architekten entwarf ein Wohnhaus, dessen Gebäudeansicht von einem durchgängigen Band aus Sichtbeton beherrscht wird. »Die von uns benutzte Struktur ist abstrakt und konkret zugleich. Als Naturzitat verweist sie auf das, was an so einer dicht bebauten Stadtecke fehlt und bestärkt durch den horizontalen Einsatz die gewollte Ausrichtung der Fassade«, sagt Christian Roth von Zanderroth Architekten. Dafür wurden die Matrizen während des Betoniervorgangs vor Ort in die Schalung eingelegt und prägten ein Relief horizontal liegender Bambusrohre in den Beton. Um das filigrane Motiv detailgetreu und bruchsicher umsetzen zu können, kam selbstverdichtender Beton zum Einsatz. »Das Projekt hat durch die Verwendung der Matrize eine Dimension dazugewonnen. Wir werden Matrizen sicherlich wieder einsetzen«, resümiert Roth.

Der Entwurf wurde 2009 mit dem Architekturpreis Zukunft Wohnen ausgezeichnet. »Das über die Gebäudeecke verlaufende Band aus Stahlbeton bestimmt die äußere Erscheinung des Hauses, verbindet es zugleich mit dem Boden und formuliert geschickt differenzierte Außenbereiche. Durch das Einlegen von Matrizen in die Schalung mit der Struktur horizontal verlaufender Bambusstäbe erhält die Oberfläche des Betons einen besonderen Reiz. Die gesamte Fassadengestaltung ist gekonnt detailliert ausgeführt«, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Einige Kilometer weiter sind es ebenfalls RECKLI-Matrizen, die einer Berliner Bekanntheit zu ihrem besonderen Aussehen verhelfen. Der Umbau des heutigen Aufbau Hauses hat den Kiez in Kreuzberg optisch belebt. Bis zur Wende wurden hier Textilien und Computer gefertigt, nach dem Mauerfall wurde es Produktionsstandort für Bechstein Klaviere, bis das Unternehmen seine Fertigung nach Sachsen verlegte. Nach Entkernung und umfangreichem Umbau sitzt hier heute der Aufbau Verlag. Zudem bietet das Haus Platz für ein Theater, Club, Kindergarten und ein Kaufhaus für Künstlerbedarf. Neben den verglasten Büroflächen dominieren schraffierte Betonfertigteile die Fassade – die Formen dafür stammen natürlich aus Herne.

Fotos: Daniel Schäfer