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Bürogebäude Eastsite XII, Mannheim, Deutschland

In Mannheim Neuostheim wächst seit 16 Jahren das Gewerbegebiet Eastsite. Die Bauten haben optische Gemeinsamkeiten, doch jeder hat spezielle Details – so wie Eastsite XII. 

Im Mannheimer Stadtteil Neuostheim entstehen seit kurz nach der Jahrtausendwende individuelle Bauten in einem harmonischen Ensemble: 2001 übertrug die Stadt Mannheim dem Planungsbüro motorplan und dem Architekturbüro Fischer Architekten die Planung des Gewerbegebiets. 

Das Team entwarf Gebäude, die sich im Stil ähneln und ein harmonisches Bild abgeben, etwa weil die meisten Gebäude fünf Geschosse haben. Im Detail unterscheiden sich die Bauten jedoch, die seit 16 Jahren Stück für Stück die Eastsite erweitern: Individuelle Gestaltungen der Fassade und Unterschiede in der Anordnung der Fenster sowie verschiedene Betonfärbungen geben jedem Bau eine eigene Wirkung und Bedeutung. 

„Trotz der selbst gestellten Grammatik wurde versucht, für jedes Gebäude einen individuellen Ausdruck zu finden. Dieser wird jeweils erreicht durch die Interpretation der Vorgaben, die angewandten Kunstkonzepte und durch die Variation der Konstruktionsmöglichkeiten“, so die Architekten. Das Team um Dominik Wirtgen wählte Sandwichbetonelemente für die Gewerbebauten an der Eastsite, auch beim Bau von Eastsite XII kamen sie zum Einsatz. 

Die Verarbeitung fand in Textilbauweise statt, bei der die Außenschale und die gesamte Verankerung mit tragenden Glasfasertextilien ausgeführt werden. Die Bauweise vermeidet Wärmebrücken und spart Material, laut Wirtgen knapp 75 Prozent weniger als eine konventionell bewehrte Platte. „Das gute Dämmverhalten und die Luftdichtigkeit dieser massereichen Bauteile verstärken die Wirkung der Betonkernaktivierung der Ortbetondecken und Innenwände“, so die Architekten.

Für die Fassade wählten Fischer Architekten eine Gestaltung inspiriert vom klassizistischen Basrelief: Ein Blattmuster, ausgeführt als Flachrelief, ziert die Fertigbetonplatten. Die Umsetzung gelang mithilfe von individuellen Strukturmatrizen von RECKLI. 

Die Fassadenplatten am Sockel wurden glatt geschalt. Das Fertigteilwerk Dreßler Bau entwickelte eine Aufhängung für die Platten, die mit einer losen PP-Faserbewehrung versehen wurden um Brüche und Risse der Betonplatten zu vermeiden. 

Aufgrund der dünnwandigen Konstruktion konnte keine tiefe plastische Fassadenstruktur umgesetzt werden, sie hätte im Widerspruch gestanden zu der selbst gewählten Auflage der Architekten, materialsparend zu arbeiten. Für das Team bestand die Herausforderung darin, für die 30 mm dicke Vorsatzschalung eine maximal 10 mm starkes Hochrelief zu realisieren. Schnell war klar, dass tiefe, flächendeckende Einbettungen mittels Negativfertigung das Element schwächen und möglicherweise beschädigen könnten. Diese Gefahr konnte mit dem Einsatz von elastischen Schalungseinlagen von RECKLI umgangen werden. 

Sie boten sogar den Vorteil, die Struktur noch dünner auszuführen. Für Fischer Architekten erprobten die Experten bei RECKLI verschiedene Trägerformen für das Positivmodell, auf dem später die Matrize gegossen wurde: Mittels Holz-, Stahl- und Kunststoffplatten wurde getestet, wie tief und detailgetreu das Blattmotiv der Struktur realisiert werden konnte – am Ende entschied sich das Team für eine Folie, die im 3D-Druckverfahren hergestellt wurde. Die Struktur ist lediglich 0,7mm stark. 

Anschließend optimierte RECKLI das Design gemeinsam mit den Architekten so weit, dass die Matrize wiederverwendet werden konnte und exakte Motiv-Anschlüsse garantierte. Die Wiederverwendbarkeit bedeutete für die Architekten auch einen wirtschaftlichen Vorteil. Eastsite XII wurde 2018 fertiggestellt und ist der Sitz eines global agierenden Dienstleisters der Gesundheits- und Chemieindustrie. 

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