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Bunjil Place, Melbourne, Australien

Die Mythologie der australischen Ureinwohner lieferte die Inspiration für das Kultur- und Gemeindezentrum Bunjil Place bei Melbourne. Entstanden ist ein moderner Bau mit historischen Wurzeln.

Bücher, Kunstwerke, Theaterstücke und ein Bürgerzentrum: „Bunjil Place“ in Melbournes südöstlichem Vorort Narre Warren ist die neue Heimat zahlreicher kultureller Ereignisse und gleichzeitig Anlaufpunkt der Bewohner umliegender Gemeinden. Das Design, das die verschiedenen Nutzungen umarmt anstatt sie voneinander abzugrenzen, setzt ein Zeichen: „Es ist kein Gebäude für Einzelnutzung, das die Gemeinde nach ihren Interessen aufteilt und separiert, sondern ein inklusiver Hybrid eines öffentlichen Gebäudes, der unsere Vielfalt reflektiert und sie sich zu eigen macht“, beschreiben FJMT-Architekten die Vision für das Projekt.

Wie die Flügel eines Vogels erstreckt sich das geschwungene Dach über die Landschaft. Die Inspiration dafür liegt in der Historie des Ortes, genauer: seiner Ureinwohner. Die Planer studierten den indigenen Mythos vom „Treffen der vielen Wege“ und die Bedeutung des Adlers „Bunjil“. „Die Architektur formte sich um die Idee eines organischen Treffpunktes von zahlreichen Pfaden – wortwörtliche Wege, aber auch Lebenswege. Diese Zusammenkunft sollte unter den fürsorglichen und schützenden Flügeln eines großen Daches stattfinden“, so die Architekten.

Zum Haupteingang hin offen, stolz und einladend, gleitet das Dach am hinteren Teil des Gebäudes schwungvoll herab und scheint beinahe den Boden zu berühren. Holz, Glas und Beton geben dem Unterbau Struktur. Geschwungen angebrachte rotbraune Holzpaneele sorgen für einen farblichen Akzent und unterstützen die dynamische Form des Daches. Großzügige Fensterflächen erlauben von der Seite und frontal den Blick ins Innere von Bunjil Place. Im Erdgeschoss verleiht eine strukturierte Betonfassade dem Gebäude ein starkes Fundament.

Die Rippenstruktur der Sichtbetonfläche antwortet auf das Motiv der aneinandergereihten Holzpaneele und auf die Rippen im gebogenen Teil des Daches.  Dafür lieferte RECKLI Australien 88 Quadratmeter der Matrize Rippe Type N mit vertikal angeordneten Rippen. Die Matrizen wurden im australischen RECKLI-Werk 20 Kilometer westlich von Melbourne produziert und für die Produktion der Fertigteile an den Betonverarbeiter CPS Group geliefert. Knapp 70 Kilometer von der Baustelle entfernt fertigte CPS mithilfe der Schalungseinlagen die Sichtbetonteile: Dafür wurden die elastischen Strukturmatrizen beim Betonieren in die Schalung eingelegt und nach dem Trocknen abgezogen. Beim Aushärten des Baumaterials wurde die Struktur der Matrize detailgetreu auf die Betonoberfläche übertragen. Die fertigen Betonteile wurden anschließend an der Fassade montiert. Der verwendete kohlegrau eingefärbte Beton gibt der fertigen Sichtbetonfassade einen edlen Look.

Auch das Innere beeindruckt mit hochqualitativen Finishs. Weiß und helles, naturfarbenes Holz dominieren die helle Atmosphäre im Inneren. Die öffentlichen und kulturellen Einrichtungen winden sich unter den ausladenden Flügeln des Daches und führen zum zentralen Treffpunkt. Zwei gewobene Strukturen aus Naturholz bilden die zentralen Elemente im Inneren. „Sie sind ein Konzept des Stützens und Verbindens im Herzen von Bunjil Place“, sagen die Architekten über das zentrale Feature. Die Holzstrukturen mit ihrer fließenden Form stellten die Planer vor Herausforderungen, die mithilfe von ausgeklügelten Computersimulationen und komplexer Montage gelöst wurden: Tradition und Moderne ergänzten einander. Mit einer starken Geste und doch leichtgewichtig gleiten die Holzkonstruktionen vom Dach herab und bilden einen Berührungspunkt zum Boden – dem Boden, dessen Geschichte der Anfang von Bunjil Place war.

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