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Gebäude N, Hochschule für Technik und Wirtschaft, Karlsruhe, Deutschland

Architekten und ein Bildhauer hinterließen am Neubau der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Karlsruhe eine besondere Spur: Ein großer Fingerabdruck ziert die Fassade.

Pünktlich zum Wintersemester 2018/19 konnte die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Karlsruhe ihr neues Vorlesungs- und Seminargebäude in Betrieb nehmen. Der Neubau für den Studiengang Sensorik ersetzt ein nicht mehr sanierungsfähiges Gebäude auf dem Campus und bietet Lehrkräften und Studierenden 3800 Quadratmeter Platz. „Das Seminar- und Laborgebäude N ist ein weiterer Baustein, um den Campus unserer Hochschule weiterzuentwickeln“, sagte Prof. Dr. Robert Pawloswski im Juni 2018 bei der offiziellen Übergabe des Gebäudes. 

Planung und Realisierung des Neubaus übernahm das Leipziger Büro Schulz und Schulz Architekten. Die Planer blickten zur Inspiration auf die umgebenden Stahlbetonbauten des Campus‘ und übersetzten deren Look, der auf die 60er und 70er Jahre zurückgeht, in ein modernes Gebäude. Ein hellgrauer rechteckiger Monolith begrüßt den Betrachter. Zum Eingang öffnet er sich mit einem großen erdgeschossigen Unterschnitt. Ein großer Fingerabdruck direkt darüber lenkt den Blick auf die Fassade und dient als Hinweis auf die Nutzung des Gebäudes durch den Fachbereich Sensorik. 

Das Motiv wurde im Rahmen eines Kunst am Bau Wettbewerbs festgelegt. „Die Auslobung gab unter anderem vor, ausgewählte Betonfertigteile auf der Ostseite über dem Eingangsbereich zu gestalten oder zu bearbeiten, in welcher Art und Weise war den Künstlern freigestellt“, sagte Felix Haunstein, Architekt bei Schulz und Schulz. Der Ludwigsburger Künstler Jörg Mandernach erfuhr über das Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg von der Ausschreibung und ließ sich von der Funktion des Gebäudes inspirieren. „Es ging sehr schnell - als ich die Wettbewerbsausschreibung gelesen hatte, war das Motiv "Fingerabdruck" meine erste Idee“, sagt der Bildhauer. 

Nachdem er den Wettbewerb gewonnen hatte, wandte er sich direkt an die Architekten. „Herr Mandernach hat uns nach seiner Beauftragung frühzeitig gebeten, ihn bei der Umsetzung und Kommunikation mit den Ausführungsfirmen zu unterstützen und zu beraten, was wir gerne gemacht haben, da wir sowohl vom Entwurf des Kunstwerks überzeugt und natürlich an einer guten qualitativen Umsetzung interessiert waren“ so Haunstein. Schulz und Schulz Architekten wussten um die Gestaltungsmöglichkeiten mit elastischen Strukturmatrizen und kannten die Produkte von RECKLI. „Für uns war es aber das erste Mal, dass wir mit Matrizen gearbeitet haben. RECKLI stand uns frühzeitig konstruktiv und beratend zur Seite.“

Das Team erstellte eine Vektordatei des geplanten Fingerabdrucks und schickte sie zu RECKLI. Weil sich der Abdruck über vier Betonfertigteile erstrecken sollte, wurde der Abdruck in vier Abschnitte aufgeteilt und im Werk in Herne wurden vier Individual-Matrizen produziert. RECKLI lieferte die fertigen Matrizen direkt an das Betonfertigteilwerk Allton in Henningsdorf. Dort wurden die gesäuerten Betonelemente für die Fassade hergestellt. 

Bevor die Fertigteile zur Montage nach Karlsruhe geliefert wurden, fuhren die Architekten gemeinsam mit Künstler Mandernach ins Werk zur Abnahme. „Eine Herausforderung war sicherlich, dass der Fingerabdruck stellenweise sehr filigran gearbeitet war und es beim Ausschalen keine Abbrüche gab“, sagt Haunstein. Dank ihrer Elastizität bilden Matrizen von RECKLI selbst filigrane Strukturen detailgetreu ab und können nach dem Härten des Betons einfach und ohne Kantenausbrüche entfernt werden. Während Mandernach auf die Ausformulierung und Qualität des Fingerabdrucks schaute, prüften die Architekten zudem die Qualität der gesäuerten Oberfläche und deren Farbigkeit. „Das Ergebnis war absolut zufriedenstellend und die Fertigteile konnten nach Karlsruhe transportiert und letztlich montiert werden“, sagt Haunstein. 

Mandernach – ganz Künstler – will die Beurteilung des fertigen Kunstwerks an der Fassade den Betrachtern überlassen. Der Fingerabdruck, soviel lässt er sich noch entlocken, ist übrigens keiner speziellen Person zuzuordnen.

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