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Kokerei Zollverein, Essen, Deutschland

Das Immobilienunternehmen RAG Montan realisiert die Revitalisierung des Zollverein-Areals in Essen. Teil davon ist der eigene neue Unternehmenssitz, bei dem sich der Konzern für ein besonderes Fassadendetail entschied. 

1986 wurde auf der Kokerei Zollverein in Essen die letzte Schicht gefahren. Seit einiger Zeit arbeitet die RAG Montan Immobilien daran, das geschichtsträchtige und mit der klangvollen Adresse „Im Welterbe“ ausgestattete Areal zu revitalisieren. Mit der Fertigstellung des eigenen, 19,5 Mio. Euro teuren Unternehmenssitzes ist der Anfang gemacht. Ziel des Projekts war es, die verschiedenen Standorte mit unterschiedlichen Büros und Abteilungen an einem neuen zentralen Ort zusammenzulegen. Darüber hinaus galt es, das Startzeichen für die geplante Ansiedlung weiterer Unternehmen auf dem Gelände zu setzen.

Der zweigeteilte, mit einer verglasten Querspange versehene Neubau verfügt über zahlreiche Büro- und Konferenzräume und bietet 250 Mitarbeitern Platz. Der zwei- und dreigeschossige Gebäudekomplex wurde von Bahl + Partner Architekten BDA (Dortmund) mit einer traditionellen, rötlichen Klinkerfassade geplant. Ein besonderes gestalterisches Highlight des Gebäudes ist die vorgehängte Sockelverkleidung aus Sichtbetonelementen, in die die Namen aller Projekte des Immobilienunternehmens geprägt sind.

In der Mitte der beiden Bauten erstreckt sich ein attraktiv und offen gestalteter Treppenhausbereich, der auch als Kommunikations-Treffpunkt für die Mitarbeiter fungiert. Jürgen Bahl, verantwortlicher Architekt, erklärt: „Ziel war es, einen Bereich zu schaffen, der die Interaktion der Mitarbeiter untereinander fördert. Es zeigt sich schon jetzt, dass die Räumlichkeiten nicht nur in den Pausen rege genutzt werden.“ Neben den Büroräumen für die Mitarbeiter der Verwaltung verfügt der Neubau über zahlreiche repräsentative Konferenzräume für den Kundenverkehr. 

Einen außergewöhnlichen architektonischen Akzent hält der Innenhofbereich des Neubaus bereit. Nach Plänen der Architekten wurde dort eine anspruchsvolle Sockelverkleidung aus hochwertigen Betonfertigteilen realisiert. In diese eingearbeitet wurden die Namen aller Projekte der RAG Montan Immobilien – jeweils als eine Kombination aus dem historischen und dem aktuellen Namen. So finden sich dort zum Beispiel die Bezeichnungen „Logistikpark Fürst Hardenberg“ und „Gewerbegebiet Monopol“. „Idee war es, den alten Schachtnamen aus dem Bestand der RAG, die im Ruhrgebiet bekannt und in den Köpfen der Menschen verankert sind, ein dauerhaftes Andenken zu geben und diese – ergänzt um die aktuellen Bezeichnungen – als Marken weiterleben zu lassen“, sagt Jürgen Bahl. 

Die Herstellung der Sockelverkleidung erfolgte im Werk des Betonfertigteil-Spezialisten Hering Bau in Burbach. Gefertigt wurden insgesamt 32 Sockelelemente mit einem Format von jeweils ca. 3,00 x 2,70 Metern. Bei der Fassadenstruktur entschieden sich die Verantwortlichen für einen anthrazitfarbigen Beton mit glitzerndem Labradormaterial. Die Betonoberfläche wurde zur Veredelung fein gesäuert. Dabei wurde die oberste Feinmörtelschicht durch ein spezielles Gel entfernt, was die Oberfläche künstlich anraut und besonders hochwertig erscheinen lässt. 

Eine besondere Herausforderung stellte die Einarbeitung der Schriftzeichen bzw. Buchstaben dar. Der Einsatz elastischer Matrizen stellte sicher, dass die Schriftzüge exakt im Beton abgebildet werden und die Buchstaben bei Entschalen nicht ausbrechen. „Der Einsatz elastischer Matrizen ermöglicht ein absolut scharfkantiges und einwandfreies Entschalen, ohne dass das Betonelement dabei beschädigt wird“ sagt Sven Kosjak, Anwendungstechniker bei RECKLI. Bei der Herstellung der Elemente war eine millimetergenaue Fertigung und höchste Präzision erforderlich. Günter Haas, verantwortlich für die Produktion bei Hering Bau, erklärt: „Die Schriftzüge gehen von einem ins andere Wort über, die Abstände zwischen den Buchstaben variieren und darüber hinaus verfügen sie über unterschiedliche Tiefen von 0,5 bis 1 Zentimeter. Hinzu kam, dass die Schriftzüge teils über mehrere Betonplatten laufen. Also mussten die Buchstaben so angeordnet werden, dass keine störenden Fugen an den Übergängen zu sehen sind.“ 

Um alle Projekte abzubilden, wurden drei unterschiedliche Betonelemente mit insgesamt 9 Metern Länge benötigt. Die dauerelastischen Kunststoffmatrizen ermöglichten dabei ein vielfaches Entschalen. Auf diese Weise konnten die Elemente entsprechend mehrfach reproduziert werden. „Die hohe Wiederverwendbarkeit der Matrizen macht daher auch ein solch architektonisch individuelles Bauvorhaben noch wirtschaftlich“, so Kosjak. 

Die Fassade am Gebäudesockel wurde als vorgehängte hinterlüftete Konstruktion geplant. Da die darüber liegende Klinkerfassade bei der Montage schon vorhanden war, mussten die Sichtbetonelemente mit einem Stapler montiert werden. Dazu wurden die Platten an die Wand gestellt und dann mit Windankern verschraubt. Für die Befestigungspunkte wurde beim Betonieren der Buchstaben „O“ und „A“ der innenliegende Kreis ausgespart. Im Labor von Hering wurden genau für diese Stellen runde Deckel gefertigt, welche die Befestigung abdecken und optisch unsichtbar machen.

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