Beim Bau eines Krematoriums berührt Architektur besonders sensible Lebensbereiche. Der Bau im französischen Amiens bietet Trauernden einen würdevollen Ort des Abschieds.
Wenn es um so sensible Themen wie Tod und Abschied geht, muss Architektur einen respektvollen Rahmen bieten und darf sich nicht in den Vordergrund drängen. Man könnte meinen, dass dieser Anspruch wenig Raum für individuelles Design lässt. Die Architekten von Plan 01, eine Kollaboration von fünf Pariser Büros, sehen das anders: Sie haben das emotionsgeladene Thema als inspirierendes Element entdeckt und in Amiens zum wiederholten Mal ein Krematorium entworfen.
Ihr Gebäude verwehrt sich rechten Winkeln und scharfen Kanten. Es vereint stattdessen kreisrunde Gebäudeteile, gestaltet mit strukturiertem Beton und goldgerahmten bodentiefen Fenstern. Die mit RECKLI-Matrizen gestaltete Rippen-Betonfassade unterstützt den zirkulären Entwurf; vollendet wird das zurückhaltende Design durch das sandsteinfarbene Finish und die goldenen Rahmen der Fenster, die sich optisch dem umgebenden Park angleichen. Die Farbgebung sorgt ungeachtet der Verwendung von Beton und Metall für eine warme, beruhigende Atmosphäre.
Die kreisrunden Formen setzen sich auch im Inneren des Gebäudes fort und wurden von den Architekten genutzt, um Wege für mehrere Trauergesellschaften zu schaffen. Zum Krematorium führt ein diskreter Weg im hinteren Gebäudebereich. Öffentliche Bereiche wie die Lobby sind mit glänzenden Böden, weißen Decken und strukturierten Wänden gestaltet. Die zwei Kapellen und die Räume für Zeremonien sind mit braunem Teppich ausgelegt. Bodentiefe Fenster und Deckenlichter fluten das Innere mit Licht. „Konfrontiert mit der emotionalen Intensität einer Einäscherung bieten unser architektonischer Entwurf einen Ort, der von jedem Besucher unterschiedlich interpretiert und angenommen werden kann“, so die Architekten.