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Raiffeisenbank, Oberriet, Schweiz

Mit einer besonderen Fassade hebt sich die Raiffeisenbank in Oberriet von ihrer Umgebung ab. Wie ein Netz umhüllen 59 Fertigteile aus Glasfaserbeton den Bau – sie haben mehr als nur einen optischen Nutzen. 

Wie ein Raumschiff thront die Filiale der Raiffeisenbank Oberriet in ihrer Nachbarschaft. Eingehüllt in einen weißen Schleier mit detaillierten Details zieht das Bankgebäude die Blicke auf sich. 

Der Schweizer Architekt Carlos Martinez war für das Design verantwortlich. Er platzierte den rechteckigen Oberbau auf zwei Sockeln, die den Eingangsbereich und den Drive-In-Bankautomaten beherbergen. Martinez ließ sich für seinen Entwurf von amerikanischen Drive-Throughs inspirieren, außerdem weckt das Design Erinnerungen an Architektur der Fünfziger und Sechziger. 

Die obere Etage des Gebäudes ragt weit über seinen Sockel hinaus, so dass es über dem Boden zu schweben scheint. Der Sockel ist teilweise verspiegelt und lässt die Basis des Baus dadurch mit seiner Umwelt verschmelzen. „Der komplette untere Bereich ist repräsentative Einfahrt, Vor- und Parkplatz zugleich und führt die Inszenierung mit den in den Asphalt eingelegten Chromstahlstreifen konsequent fort“, sagt der Architekt.

Martinez entwarf die neue Geschäftsstelle um den bereits bestehenden Drive-Through-Schalter. Ein roter Teppich leitet Besucher ins Innere der Bank, im oberen Stockwerk liegen die Büros und Beratungsräume. „Die Beraterbank präsentiert sich als offener, komplett verglaster Kubus, der lediglich durch Glaselemente in einzelne pillenförmige Bereiche zoniert wird“, so der Architekt. Per Knopfdruck können die Glaselemente eingefärbt werden, um bei Kundengesprächen Privatsphäre zu garantieren. 

Außen umhüllt ein netzartiges Konstrukt aus Betonelementen das Gebäude. Die Fassade nimmt rund 300 Quadratmeter ein und erhält durch ihr besonderes Design eine dreidimensionale Wirkung.

Das Design wurde mithilfe elastischer Strukturmatrizen von RECKLI umgesetzt und hielt für das Team einige Herausforderungen bereit. Die Matrizen stammen aus der UNIQUE-Serie, für die nach den individuellen Vorstellungen von Architekten und Bauherren Schalungseinlagen gefertigt werden. Um die ebenen Flächen und die Rundungen der Fassade zu gestalten, waren drei individuelle Matrizen nötig: eine gerade, eine mit gerader Fläche und angesetztem Bogen und eine mit großem Bogen. „Da die Rundung so groß ist, konnte sie nicht mit nur einem Element hergestellt werden, sondern musste in mehrere Elemente eingeteilt werden. Der Architekt hat somit die Fassade in gleich große Elemente eingeteilt und die Struktur so gestaltet, dass sie nach einem Element immer wieder ansetzbar ist“, sagt Sven Kosjak, Betriebsleiter Formliner bei RECKLI. Dafür wurden zunächst in der hauseigenen Schreinerei von RECKLI drei Positivmodelle gefertigt, auf der anschließend die Matrizen gegossen wurden. 

Gebogene Fertigteile müssen mit Vorsicht entschalt werden, besonders wenn sie wie die Elemente für die Netzfassade komplett durchlöchert sind. „Die Elemente müssen immer senkrecht abgehoben werden. Speziell die gebogenen Elemente waren bei diesem Projekt ein Highlight, da die Durchlöcherung so konisch ausgebildet sein musste, dass ein Entschalen überhaupt erst möglich war“, erklärt Kosjak. Markus Loacker, Geschäftsführer des Fertigteilwerks CRE Panel, nennt den Ausschalprozess der runden Betonelemente eine der größten Herausforderungen des Projekts: Die große Schalungsoberfläche sorgte für hohe Haftspannungen, entsprechend vorsichtig musste das Team vorgehen. 

Um es CRE Panel einfacher zu machen, goss RECKLI die Matrizen in ungewöhnlicher Form: Anstatt einer flachen Schalungseinlage produzierten die Experten Matrizen, die im Rückenbereich v-förmig zuliefen, im Strukturbereich aber gerundet waren. Die Matrizen wurden auf eine Trägerschalung fixiert und konnten dann im Fertigteilwerk eingesetzt werden. „Diese aufwändigen Formen wären mit anderweitigen Schalungsmaterialien sehr schwer machbar oder auch wirtschaftlichen Gründen nicht möglich“, sagt Loacker. 

Architekt und Bauherr wählten eine Glasfaserbeton für die Fassade, der mit strahlendem Weiß die Blicke auf sich zieht. Doch bei der Wahl ging es nicht nur um die Optik: Der Beton filtert außerdem die Abgase der Autos, die den Drive-Through nutzen. Das gelingt, weil die Betonfertigteile Titandioxid enthalten. Unter dem Einfluss von UV-Licht entwickeln sie eine schadstoffzersetzende Wirkung, Schmutzpartikel setzen sich auf er Feinstruktur des Betons ab und können von Wasser problemlos mitgenommen und abgespült werden. 

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