Am südlichen Rand der Pariser Metropolregion ist mit dem Groupe Scolaire Joséphine Baker ein außergewöhnlicher Bildungsbau entstanden. Der Schulkomplex in Fleury-Mérogis bietet Raum für Lernen, Spielen und gemeinsames Wachsen – getragen von einer Architektur, die Umweltverantwortung, kulturelle Bedeutung und pädagogischen Anspruch auf bemerkenswerte Weise vereint.
Entworfen wurde die Schule vom Pariser Büro Badia Berger Architectes. Der Neubau beherbergt 17 Klassen für Kinder vom Vorschulalter bis zur Grundschule. Neben Unterrichtsräumen bietet das Gebäude Platz für eine Mensa, Freizeitbereiche sowie großzügige Innen- und Außenflächen. Alles ist so gestaltet, dass es den Bedürfnissen von Kindern entspricht: offen, lichtdurchflutet, natürlich. Die verwendeten Materialien, wie Holz, Lehmputze und natürliche Dämmstoffe, schaffen ein gesundes Raumklima und lassen spüren, dass hier mit Weitblick gebaut wurde.
Das Gebäude erfüllt höchste ökologische Standards. Geplant nach den Kriterien eines Passivhauses, kamen ausschließlich umweltschonende, möglichst lokal beschaffte Baustoffe zum Einsatz. Die tragende Konstruktion besteht aus einem vorgefertigten Holzrahmensystem, ergänzt durch Gründächer, Photovoltaikelemente und eine natürliche Belüftung. So entsteht ein angenehmes Raumklima ohne aufwendige Technik – und ganz im Sinne einer kindgerechten Architektur.
Besonderes Augenmerk wurde auf die Freiräume gelegt. Der Schulhof ist keine versiegelte Fläche, sondern eine grüne Insel mit Schattenbäumen und Rückzugsorten. Die Architektur öffnet sich zum Außenraum, sodass Lernen auch im Freien stattfinden kann. Flure wurden als kommunikative Zonen gestaltet und werden so zu Orten der Begegnung, nicht des Durchlaufens. Die gesamte Schule ist ein Statement für respektvollen, achtsamen Umgang mit Raum und Umwelt.
Ein herausragendes Element des Projekts ist die großflächige Betonfassade mit dem Porträt von Joséphine Baker. Ihr Gesicht ist in drei monumentalen Betonplatten verewigt, umgesetzt mit RECKLI artico® neo, einer Technik, die Sichtbeton durch gezielte Oberflächenverzögerung in ein künstlerisches Medium verwandelt. Produziert wurden die Platten von der PREGA Gruppe GA in der Normandie. Die fein abgestufte Textur bringt Licht und Schatten zum Spielen und verleiht der Fassade eine emotionale, fast intime Tiefe.
Dieses Porträt ist weit mehr als nur ein gestalterisches Detail. Es ist ein tägliches Zeichen. Die gefeierte Künstlerin, Widerstandskämpferin und Aktivistin Joséphine Baker steht wie kaum eine andere Persönlichkeit für Freiheit, Vielfalt und gesellschaftlichen Mut. Dass eine Schule ihren Namen trägt, ist bereits ein starkes Zeichen. Dass ihr Gesicht die Fassade prägt, macht diese Haltung sichtbar. Kinder, Eltern, Lehrkräfte – sie alle begegnen ihr beim Betreten des Gebäudes. Sie schauen ihr ins Gesicht. Und werden vielleicht selbst ein Stück mutiger.