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Sportcampus Zuiderpark, Den Haag, Niederlande

Farben und Materialien verleihen dem Sportcampus Zuiderpark einen ikonischen Look. Das fließende Design findet mühelos seinen Platz in der Umgebung und ist ebenso in Bewegung wie die Menschen, die hier Sport treiben.

Sanft erhebt sich das Gebäude aus der Landschaft. Ein zarter, warmer Glimmer schwillt an zum feurigen Rot und fesselt den Blick. Der Sportcampus Zuiderpark schmiegt sich an die umliegende Landschaft und setzt mit dem Zusammenspiel aus Stahl und Beton ein optisches Statement. 

Der im Juni 2017 fertiggestellte Campus in Den Haag ist eine Kooperation der Stadt Den Haag und zweier privater Partner. Mithilfe von Unterhaltung und Bildung wollen die Träger die Bedeutung von Sport und Bewegung für eine gesunde Gesellschaft fördern. Im Inneren werden sportliche Wettkämpfe von Fußball bis Judo ausgetragen, zusätzlich verfügt der Bau über Unterrichtsräume. Die Konstruktion des Baus dauerte etwas mehr als zwei Jahre und kostete 45 Mio. britische Pfund. Die Ausschreibung gewann das britische Büro FaulknerBrowns. 

Auf den Brief, dass das Gebäude die Prinzipien Bewegung und Aktivität spiegeln sollte, antworten die Architekten mit einem oval geformten Entwurf, der Höhenunterschiede fließend überwindet. „Auf Bodenhöhe akzentuiert ein zurückhaltender Sockel aus strukturierten Betonfertigteilen die gebogene Form des Entwurfs. Den oberen Teil ziert eine metallene „Schleife“, die sich verengt und dreht und die Verglasung zum Vorschein treten lässt“, sagt Edward Shanks, Marketingleiter bei FaulknerBrowns. 

Die „Schleife“, die die Architekten um ihren Entwurf geschlungen haben, ist elegant und farbenfroh: Gefertigt aus poliertem Edelstahl, nimmt der metallene Streifen je nach Lichteinfall unterschiedliche Farben an, die von warmem Gelb über flammendes Rot bis zu zartem Pink reichen. 

Eingebettet ins umgebende Grün erzeugt die gebogene Form des Gebäudes den Eindruck, dass seine Seiten langsam mit der Landschaft verschmelzen. Der Sportcampus Zuiderpark gibt seine Größe von 33.000 Quadratmetern erst bei genauerem Hinsehen preis: Die eigentlichen Sportbereiche – eine Arena mit Zuschauerrängen, eine Multifunktionshalle, eine Beach-Sport- und eine Gymnastik-Halle – sind an der Rückseite des Baus angeordnet, der sich zur städtischen Seite hin öffnet. An der Vorderseite sind die Unterrichtsräume angeordnet, die weniger Raumhöhe benötigen. So zeigt sich das Gebäude an seiner Vorderseite geduckter und fügt sich in die umgebende Natur ein.

Um die weichen und fließenden Höhenunterschiede am Gebäude darstellen zu können, brauchten die Architekten formbare Materialien. Sie entschieden sich für Stahlpanels, die flexibel genug für den Einsatz an der Fassade waren. Der Stahl ist 0,8 Millimeter dick und wurde mit einem speziellen Finish poliert, dass für einen spiegelnden Effekt sorgt. Gleichzeitig wird das einfallende Licht an unterschiedlichen Wellenlängen gebrochen und erzeugt ein reiches Farbenspiel auf den Panels. 

Obwohl einzeln montiert, verleihen die Stahlpanels dem metallenen Band des Gebäudes ein homogenes Äußeres. Der leichte Höhenversatz ihrer Anstöße trägt zum fließenden Charakter des Gebäudes bei. „Angesichts eines solch dramatischen Oberbereichs wollten wir einen Sockel, der sich optisch zurücknimmt, besonders wenn man ihn aus der Ferne betrachtet“, so Shanks. Mit dem Einsatz von Betonfertigteilen konnte die gebogene Form des Gebäudes perfekt nachgebildet werden. Die Fertigteile wurden mit Glasfaserbeton des Spezialisten Polycon gefertigt. FaulknerBrowns wollten für die Betonoberflächen eine starke vertikale Struktur um den fließenden Höhenunterschied besonders in den schmalen Seitenbereichen des Baus zu überspielen und den Eindruck eines zusammenhängenden Sockels zu erzeugen. Ihre Wahl fiel auf die elastische Strukturmatrize „Liberty“, eine Fantasiestruktur mit Wellenoptik, die den Sockel optisch streckt. Die Struktur gibt der Betonoberfläche die Optik eines Vorhangs mit breiten, flachen Würfen. Durch den Einsatz der Matrize hat der Sichtbeton einen schwungvollen, leichten Charakter erhalten. Die Profiltiefe der Struktur erlaubt subtile Schatten, die der Fassade Tiefe geben. Ein weiterer Vorteil: Sie erschwert Beschädigungen der Fassade mit Graffiti.

FaulknerBrowns arbeiteten bereits bei einem anderen Projekt mit elastischen Matrizen: Auch bei der von ihnen entworfenen Bibliothek „The Word“ in South Shields setzten die Architekten die Struktur „Liberty“ ein, um einen besonderen Effekt an der Fassade zu erzeugen. Ihr Entwurf gewann 2017 den RIBA National Award als einer der besten Neubauten in Großbritannien. 

Beim Sportcampus Zuiderpark entschieden sich die Planer, aus den Matrizen je vier Panels mit verschiedenen Profilen zu schneiden. Indem sie die Panels umdrehten, konnten sie aus nur einer Matrize acht Fertigteile mit jeweils unterschiedlichen Profilen gießen. „Es war eine bewusste Entscheidung, diese Teile in zufälliger Folge an die Fassade zu bringen“, sagt Shanks. Diese Entscheidung ersparte ihnen nicht nur die genaue Ausrichtung für exakte Anschlüsse der Struktur. „Zusätzlich fanden wir, dass die irreguläre Natur der Falten die Betonoberfläche noch interessanter macht.“ Die Architekturwelt stimmt ihnen zu: FaulknerBrowns wurden mit dem Entwurf beim World Architecture Festival 2018 geehrt und mit einem German Design Award für Excellent Communications Design in der Kategorie Architektur ausgezeichnet.

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